Abschied und Anfang – Konservatorische Betreuung der Fotografischen Sammlungen am Deutschen Historischen Museum, Berlin

Barbara Korbel, Sie betreuen seit vielen Jahren die Fotoausstellungen und die fotografischen Sammlungen des Deutschen Historischen Museum (DHM) und geben diese Betreuung nun an die Fotorestauratorin Maxi Zimmermann weiter. Dies ist eine gute Gelegenheit einen Blick zurück zu werfen und einen Blick in die Zukunft zu richten.

BK: Wie in vielen anderen Museen auch, gab es viele Jahre keine Stelle für Fotorestaurierung am DHM, die fotografischen Sammlungen wurden von mir, einer Papierrestauratorin betreut. Ich freue mich sehr, dass Maxi Zimmermann seit April dieses Jahres die neu eingerichtete Stelle als Fotorestauratorin innehat, eine Stelle für die wir viele Jahre gekämpft haben.

Welche Problematik sehen Sie darin, wenn fachfremde Restaurator*innen die Betreuung einer Sammlung mit übernehmen?

BK: Obwohl ich an Seminaren zu Fotochemie und Identifizierung von Fotografien teilgenommen habe, bleibt eine Unsicherheit, was das Material betrifft. Selbst Abzüge auf Papier haben andere Erfordernisse als Kunst oder Dokumente auf Papier, schon das Hüllmaterial muss ein anderes sein, denn Archivpapier mit einer alkalischen Pufferung könnte je nach Verfahren der Fotoschicht schaden. Fotonegative auf Kunststoffträgern oder Glas sind eine weitere Herausforderung. Ich hatte das große Glück mich mit der Glas-Keramik-Restauratorin des DHM und externen Fotorestauratorinnen austauschen zu können.

Wie sind Sie vorgegangen, als Sie die Fotosammlungen übernommen haben?

BK: Der erste Schritt war eine Bestandserfassung mit Studierenden der HTW, Studiengang Audiovisuelles und Fotografisches Kulturgut – Moderne Medien (AVF). Danach haben die Leiterin der Sammlung Carola Jüllig und ich gemeinsam nach inhaltlichen und konservatorischen Kriterien entschieden, welche Objekte am dringlichsten konservatorisch bearbeitet werden müssen.

MZ: Durch das Zusammenlegen der ehemaligen Fotosammlung und des ehemaligen Bildarchivs zur Fotografischen Sammlung hat sich nun viel geändert. Sammlungsteile wurden an andere Häuser weitergegeben, wenn sie inhaltlich besser in das Konzept dieser Museen passten, z.B. an das Stadtmuseum Berlin. Durch diese u.a. Veränderungen ist eine aktualisierte Bestandserfassung nötig, die ich als ersten Schritt meiner Arbeit durchgeführt habe.

Welches besonders interessante Projekt haben Sie zuletzt für die Fotosammlungen betreut?

BK: Ein besonderes Anliegen war für mich die Identifizierung von Kunststoffnegativen. 2017 habe ich am Institut für Bestandserhaltung und Restaurierung (IBR) der Bayerischen Staatsbibliothek in München die Identifizierung von Kunststoffnegativen mittels FTIR kennengelernt. Das DHM hat in der Folge ein FTIR Gerät erworben. Ein erstes Projekt war die Identifizierung der Kunststoffnegative des Raumbildarchivs Schönstein.

MZ: Ich führe nun die Identifizierung weiter durch, eine Maßnahme die zur Trennung der Negative führt. Ein großes Vorhaben, den gesamten Bestand zu testen, aber unerlässlich, da beide Kunststoffträger unterschiedliche Ansprüche an Klima und Verpackungsmaterial haben. Zudem ist es entscheidend, die Negative sachgerecht aufzubewahren, damit umliegende Sammlungsteile nicht beeinträchtigt werden.

Worin sehen Sie nun die größte positive Veränderung für die Zukunft?

BK: Der wichtigste Punkt: ich habe keine Restaurierungen durchgeführt, weil ich Papier- und keine Fotorestauratorin bin. Ich habe großen Respekt vor der Materialität von Fotografie und wäre nie den Schritt gegangen direkt am Objekt zu arbeiten. Wenn es Gelder gab, konnte ich mit externen Restauratorinnen zusammenarbeiten, wenn nicht, konnten Bestände restauratorisch nicht bearbeitet werden.

MZ: Ich habe z.B. gleich mit der Restaurierung von gebrochenen Glasplatten begonnen, die nun wieder für die Sichtung zugänglich sind. Auch schimmelgeschädigte Fotografien der Fotografin Ursula Litzmann wurden gereinigt. Perspektivisch soll eine Testreihe zur Behandlung schimmelgeschädigter Kunststoffnegative entwickelt werden.

BK: Ich freue mich sehr, dass ich nun die Betreuung der Fotosammlung an Maxi Zimmermann übergeben kann.

MZ: …und ich freue mich sehr auf die Arbeit in der Sammlung, neben der Betreuung von Ausstellungen und dem Leihverkehr. Das DHM besitzt eine großartige Fotografische Sammlung mit vielen unterschiedlichen Materialarten, aber auch problematischen Materialzuständen. Es ist wichtig, diese Sammlung als Ganzes zu erschließen und zu bewahren, um sie weiterhin für Ausstellungen, Publikationen, aber auch für Lehr- und Lernzwecke nutzen zu können. Es gibt viel zu tun und ich freue mich auf die anstehenden Herausforderungen.

Barbara Korbel & Maxi Zimmermann

… sind Papier- und Fotorestauratorin am Deutschen Historischen Museum, Berlin.

BU: Barbara Korbel und Maxi Zimmermann in der Restaurierungswerkstatt des Deutschen Historischen Museum, Berlin.